Franziska Gottwald, Philipp Mathmann und I Porporini:
Pergolesi und Bach
Sonntag, 24. September 2023, 17 Uhr, Lutherische Pfarrkirche St. Marien
Ausführende
Philipp Mathmann – Sopran
Franziska Gottwald – Alt
Barockensemble I Porporini
Elisabeth Grümmer – Oboe
Kerstin Linder-Dewan und Semion Gurevich – Violine
Waltraut Elvers – Viola
Claire Gautrot – Violoncello
Gerd Amelung – Orgel und musikalische Leitung
Programm
Giovanni Battista Pergolesi (1710–1736): Stabat Mater
Johann Sebastian Bach (1675–1750): Kantaten
Biografien
Philipp Mathmann zählt zu den „rising stars“ der Alte-Musik-Szene. Neben seiner Gesangsausbildung hat er ein Medizinstudium an der Universität Münster sowie die HNO-Basisweiterbildung abgeschlossen und weite Teile seiner Zusatzausbildung zum Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie mit phonochirurgischem Schwerpunkt an der Charité Universitätsmedizin in Berlin erfüllt. Seit 2014 ist er als federführender Kliniker an einer deutsch-englischen Forschungskooperation im Bereich Musikermedizin und Stimmgesundheit mit dem Royal College of Music in London beteiligt.
Der junge Sänger war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und gewann mehrere internationale Stipendien und Preise während seines Studiums. Er lebt in Berlin und gastiert regelmäßig im Rahmen internationaler Musikfestivals wie Winter in Schwetzingen, Musikfest Bremen, Festival Oude Muziek Utrecht, MA Festival Brügge, der Styriarte Graz und dem Festival della Valle d’Itria. Er sang Konzerte und Opern in der Kölner Philharmonie, Tonhalle Düsseldorf, Oper Frankfurt, Tivoli Vredenburg Utrecht, am Theater an der Wien, in der Tchaikovsky Concert Hall Moskau und anderen. Hierbei wurde er von Orchestern wie Musica Æterna, Les talens lyriques, Akademie für Alte Musik Berlin und Freiburger Barockorchester begleitet.
Seit seiner ersten Oper auf Schloss Sanssouci in Potsdam hat Philipp Mathmann in zahlreichen Opern u. a. am Aaltotheater Essen, am Staatstheater Mainz, bei den Händelfestspielen in Göttingen und Halle und den Ludwigsburger Schlossfestspielen gesungen. Für sein Moskau-Debüt als „La Bellezza“ in Händels Il Trionfo del Tempo e del Disinganno am Stanislavsky Theater wurde er als „bester Operndarsteller“ für den Golden Mask Award nominiert. Er war der erste Countertenor, der jemals diese Partie übernommen hat. Philipp arbeitet u. a. mit ARTE, dem Hessischen Rundfunk, WDR, NPO Radio 4, Moscow 24, Deutschlandfunk und gemeinsam mit Dirigent*innen wie George Petrou, Christophe Rousset, Gianluca Capuano, Philipp Chizhevskiy, Martyna Pastuszka, Dorothee Oberlinger oder Diego Fasolis. In der Spielzeit 2021/22 singt er an der Semperoper Dresden in einer Uraufführung von Thorsten Rasch und in Vivaldis Orlando Furioso bei La Seine Musicale de Paris.
Seine erste CD-Beteiligung war La deposizione dalla croce von F. X. Richter mit dem Czech Ensemble Baroque. Tormenti d’Amore mit Kantaten von Johann Adolf Hasse (Gerd Amelung, Capella Jenensis, Querstand 2020) ist Philipp Mathmanns erstes Soloalbum.
Die deutsche Mezzosopranistin Franziska Gottwald – geboren in Marburg und aufgewachsen in Amöneburg – erfreut sich einer erfolgreichen Karriere in den großen Bereichen der klassischen Musik (Oper, Oratorium, Konzert, Kammermusik, Lied, in Radio und CD-Produktionen) und als Barockspezialistin. Im Anschluss an ihr Gesangstudium war sie für vier Spielzeiten festes Ensemblemitglied am Deutschen Nationaltheater in Weimar. Gastverträge mit Mozartpartien wie Sesto oder Cherubino, Händels Ariodante, Arsamenes in Xerxes und Ruggiero in Alcina, Glucks Orfeo, Humperdincks Hänsel oder Strauss’ Prinz Orlofsky und viele andere führen die Mezzosopranistin an die Opernhäuser in Seoul, Toulouse, Tokio, Venedig, Ferrara, Bilbao, Basel, Köln, Stuttgart, Hannover, Wiesbaden, an die Komische Oper Berlin und die Semperoper in Dresden. Parallel begann mit dem Gewinn des Leipziger Bachwettbewerbs ihre sehr erfolgreiche Konzertkarriere. So arbeitet sie mit Orchestern wie dem Gewandhaus Orchester Leipzig, dem Venice Baroque Orchestra, dem Amsterdam Baroque Orchestra, Musica Antiqua Köln, Concerto Köln, den Bamberger Symphonikern, der Akademie für Alte Musik Berlin sowie dem NDR und MDR-Sinfonieorchester und vielen anderen.
Ihr Repertoire als Konzertsängerin umfasst dabei Werke von der Renaissance bis zur Moderne. Auf Konzertreisen stehen Orchesterwerke wie Dvořáks Biblische Lieder, Mahlers 4. Sinfonie und Das Lied von der Erde, Verdis Requiem oder Berlioz’ Les nuits d’été ebenso auf dem Programm wie z. B. Mozart oder Händel Solo-Arienabende. So steht sie auf Konzertbühnen in London, Madrid, Montreal, Amsterdam, Yokohama, Rom, Mailand, Florenz, Athen, Tel Aviv, Jerusalem, Stavanger, Zürich, Köln, München, Hamburg, Frankfurt, Leipzig, Dresden, Südafrika, Südostasien und vielen anderen.
Ebenso kann Franziska Gottwald durch die langjährige Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Reinhard Goebel, Ton Koopman, Andrea Marcon, Fabio Biondi, Konrad Junghänel, Christoph Spering und vielen anderen auf einen reichen Erfahrungsschatz im Bereich der historischen Aufführungspraxis verweisen.
Franziska Gottwald ist Solistin in zahlreichen Radio-, DVD- und CD-Produktionen. Genannt seien L’Oracolo in Messenia von Vivaldi unter Fabio Biondi und L’Olimpiade: The Opera unter Markellos Chryssicos sowie die Aufnahme des Samson von Händel unter Nicholas McGegan. Sie erscheint ebenso als Solistin auf der Bach-Gesamtaufnahme von Ton Koopman: ‚The Complete Cantatas with the Amsterdam Baroque Orchestra‘.
DVD-Produktionen beinhalten Vivaldis Motezuma mit Alan Curtis und Il Complesso Barocco und Galuppis L’Olimpiade. Andrea Marcon dirigiert hier das Venice Baroque Orchestra.
2018 von Philipp Mathmann und Gerd Amelung gegründet, widmet sich I Porporini einer der spannendsten Epochen der Musikgeschichte. Im frühen 18. Jahrhundert wurden viele wichtige Weichen für das Musikleben späterer Zeiten gestellt, von der Oper als öffentliche und bezahlbare Unterhaltung bis zum Starkult um einzelne herausragende Musiker.
Der Name I Porporini bezieht sich auf eben jenen Starkult, um Musiker und insbesondere Sänger, der in der Zeit erstmals auflebte. Der Komponist und Gesangslehrer Nicola Antonio Porpora war eine lebende Institution seiner Zeit und unterrichtete am Conservatorio Sant’Onofrio zu Venedig. Aus seiner Klasse gingen einige der erfolgreichsten und meist gefeierten Sänger seiner Zeit hervor, wie die Kastraten Antonio Uberti (der sich zu Ehren seines Lehrers „Porporino“ nannte), Farinelli (Carlo Broschi) oder Caffarelli (Gaetano Majorano). Das Ensemble I Porporini will das kulturelle Erbe dieser Zeit aufgreifen und setzt mit seinem Namen hierzu einen Akzent in Anerkennung der Leistungen „der großen Meister von damals“.
So beinhaltet das Repertoire von I Porporini virtuose und lyrische Opernarien von Hasse, Porpora und Händel, packende Instrumentalkonzerte – kurz: Das ganze Spektrum der überaus reichen Musik aus Italien und Deutschland zwischen 1700 und 1750 wird vom Ensemble abgebildet.
Den Countertenor Philipp Mathmann und den erfahrenen Ensembleleiter und Cembalisten Gerd Amelung verbindet eine langjährige musikalische Zusammenarbeit in vielen unterschiedlichen Projekten (u. a. an der Oper Heidelberg, mit der Lautten Compagney Berlin, der Jenaer Philharmonie oder im Rahmen verschiedener Festivals für Alte Musik wie Winter in Schwetzingen oder Güldener Herbst – Festival Alter Musik Thüringen). Aus dieser Zusammenarbeit entstand Anfang 2018 die Idee, gemeinsam mit einigen Größen der deutschen Alte-Musik-Szene ein experimentierfreudiges Ensemble zu gründen.
Elisabeth Grümmer, Oboe, wurde in Rostock geboren und wuchs in Potsdam auf. Sie studierte in Weimar bei Prof. Matthias Bäcker und in Hamburg bei Paulus van der Merwe und schloss ihr Studium 2011 mit dem Diplom ab. Gefördert durch die Schweizer Thyll-Stiftung ging sie 2009 für ein Semester an die Guildhall School of Music and Drama London.
Sie war Stipendiatin der Yehudi Menuhin live musicnow e. V. und nahm an zahlreichen Wettbewerben teil, vor allem mit ihrem Trio élan und dem Quintett 5 Beaufort, und folgte Einladungen zu Konzerten im In- und Ausland.
Von 2011 bis 2013 war sie Stipentiatin der Giuseppe-Sinopoli-Akademie der Sächsischen Staatskapelle Dresden.
Als Gast spielt sie regelmäßig u. a. bei dem NDR Elbphilharmonie Orchester, der Dresdner Philharmonie, der Staatskapelle Dresden und der Camerata Salzburg.
Ihre große Begeisterung neben der Kammermusik, gilt dem Spiel auf historischen Oboeninstrumenten.
In Leipzig ansässig, konzertiert sie regelmäßig als Barockoboistin, u. a. mit dem Leipziger Barockorchester, dem Sächsischen Barockorchester, der Camerata Lipsiensis sowie der Lautten Compagney Berlin.
Kerstin Linder-Dewan schloss ihr Violinstudium an der Musikhochschule Würzburg mit Auszeichnung und Meisterklassendiplom ab und wurde als Stipendiatin des DAAD in die Meisterklasse von Prof. Yfrah Neaman an der Guildhall School of Music and Drama, London, eingeladen. Dort spezialisierte sie sich bei Micaela Comberti auf Barock- und Klassische Violine, wurde Preisträgerin beim Internationalen Locatelli-Wettbewerb in Amsterdam und konzertiert seitdem als freischaffende Künstlerin auf den internationalen Podien.
Rundfunk- und Fernsehaufnahmen schließen Tartinis Teufelstrillersonate, Wieniawskys Faust-Fantasie und das ihr gewidmete Encore von Berthold Goldschmidt ein, außerdem eine vielbeachtete Rekonstruktion von Bachs Violinkonzert d-Moll BWV 1052 (CD bei Metronome).
Sie hat regelmäßig mit The English Concert unter Trevor Pinnock, den English Baroque Soloists unter J. E. Gardiner und mit Florilegium gearbeitet und tritt seit vielen Jahren als Konzertmeisterin und Solistin des englischen Barockensembles Fiori Musicali auf, u. a. mit Monica Huggett und Emma Kirkby. Seit 2003 ist sie Konzertmeisterin des Berliner Orchesters Concerto Brandenburg. Als Gründungsmitglied des spanischen Ensembles Hippocampus hat sie mehrere ausgezeichnete CDs mit Werken von Krieger, Telemann und C. P. E. Bach aufgenommen (Arsis).
t.b.c.
Waltraut Elise Elvers lebt als Musikerin in Berlin. Ihre Ausbildung zur Konzertsolistin, Orchestermusikern und Musikpädagogin absolvierte sie bei Dietmar Hallmann in Leipzig und Felix Schwartz in Berlin.
Wertvolle künstlerische Impulse erhielt sie im Zusatzstudium, Fachbereich Alte Musik, Leipzig bei Stephan Mai, auf Meisterkursen und im Unterricht bei Andrew Manze mit der Barockvioline, Rainer Kimstädt und Christian Sikorski mit moderner Violine, Kim Kashkashian und Tabea Zimmermann mit moderner Bratsche.
Prof. Peter Jarchow lehrt sie das Improvisieren.
Zahlreiche Konzerte als Kammermusikerin u. a. in diversen Berliner Ensembles der Alten Musik (Concerto Grosso Berlin, Berlin Baroque, ensemble callinus, Concerto Brandenburg, hortus chelicus) und mit musica responsa, als auch das Improvisieren und das Unterrichten gehören zu ihrem künstlerischen Alltag.
Claire Gautrot studierte Gambe an der Schola Cantorum Basiliensis bei Paolo Pandolfo und Barockcello bei David Simpson am Conservatoire à rayonnement régional de Paris (CRR).
Ihr Interesse für Historische Aufführungspraxis wurde nach ihrer Grundausbildung auf dem modernen Cello von Persönlichkeiten wie Philippe Pierlot, Jean Tubéry, Jesper Christensen und Chiara Banchini gefördert und bestärkt. Im Rahmen diverser Akademien hatte sie die Möglichkeit, unter der Leitung von Gabriel Garrido, Christophe Rousset, Jordi Saval, Vincent Dumestre, Martin Gester und Emmanuelle Haïm zu musizieren.
Sie tritt regelmäßig auf mit Formationen wie Le Poème Harmonique, Le Parlement de Musique, La Comédie Française, Il Nuovo Concerto, La Simphonie du Marais, la Chapelle Rhénane, L’Achéron und Les Epopées.
Als Solistin tritt sie mit Pascal Dubreuil und Marouan Mankar-Bennis in Erscheinung. Dabei steht immer die Suche nach dem Klang, der musikalischen Rede und dem Gesang im Zentrum ihres Spiels.
Gerd Amelung studierte Cembalo, Clavichord und Generalbasspraxis an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar und an der Schola Cantorum Basiliensis.
Den Schwerpunkt seiner Arbeit bildet die weltliche Vokalmusik zwischen 1600 und 1800. Seine Produktion von Hasses Marc’Antonio e Cleopatra beim Ekhof-Festival Gotha 2018 wurde von der FAZ folgendermaßen beurteilt: „schwungvoll und kontrolliert führt die Musik die Liebenden an den Abgrund“, operapoint.de hörte „mitreißende barocke Klangkaskaden“.
In der Spielzeit 2021/22 dirigiert er Monteverdis Ulisse am Deutschen Nationaltheater Weimar; zudem verantwortete er 2020 am Brandenburger Theater mit Bastien und Bastienne die musikalische Leitung der ersten Opernproduktion nach zehn Jahren an diesem Haus. Die unter seiner Leitung mit dem Countertenor Philipp Mathmann und Capella Jenensis aufgenommene CD Tormenti d’Amore fand bei Publikum und Presse gleichermaßen positive Aufnahme.
Vom Chor der Semperoper wurde er mehrfach für Coachings und Einstudierungen eingeladen, zuletzt für Glucks Iphigenie in Tauris (Choreographie: Pina Bausch; mus. Leitung: Jonathan Darlington) und Purcells Funeral Sentences for Queen Mary (mus. Leitung: Daniel Harding). Derzeit ist er als künstlerischer Berater für die Produktion der Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci von Giuseppe Scarlattis I portentosi effetti della madre natura tätig (Regie: Emmanuel Mouret, mus. Leitung: Dorothee Oberlinger).
Beim Winter in Schwetzingen stand er in Nachdirigaten am Pult des Philharmonischen Orchesters Heidelberg (N. Jommelli: Fetonte und L. Vinci: Didone abbandonata). Als künstlerischer Assistent von Wolfgang Katschner war er an Opernhäusern in ganz Deutschland an Opernproduktionen beteiligt, so u. a. am Theater Bonn und den Staatstheatern Nürnberg und Oldenburg.
Von 2005 bis 2018 unterrichtete er barocke Stilistik für Sänger und Cembalo an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar; anlässlich der Weimarer Meisterkurse war er 2012–2014 sowie 2017–2019 als Dozent engagiert. Im Jahr 2019 gab er zusammen mit Vivica Genaux einen Meisterkurs für barockes Opernrepertoire bei Barocco Europeo in Italien. Beim Cesti-Wettbewerb Innsbruck war er 2020 und 2021 als Begleiter der ersten beiden Runden engagiert.
Er ist Preisträger der Konzertgesellschaft München und Stipendiat des DAAD.