Stimmwerck: Im Himmel frey
Vokalmusik der Renaissance und der Moderne
Freitag, 7. Oktober 2016, 19:30 Uhr, Fürstensaal
Ausführende
Stimmwerck
Franz Vitzthum – Countertenor
Klaus Wenk – Tenor
Gerhard Hölzle – Tenor
Marcus Schmidl – Bassbariton
Programm
Cipriano de Rore (1515/1516–1565): Musica dulci sono
Max Beckschäfer (*1952): Ze sexte zit – aus: Wie got kumet in die sele (2011 für Stimmwerck komponiert)
Caspar Othmayr (1515–1553): Non secus atque olim/Epitaphium Guilielmi Brayttengrasseri
Ivan Moody (*1963): Vergine bella (2016 für Stimmwerck komponiert)
Conrad Rupsch (1475–1530): Maria salve virginum
Arvo Pärt (*1935): Most Holy Mother of God (2003)
Ivo de Vento (um 1545–1575): Die Brinnlein, die da fließen
Ludwig Senfl (1489/91–1543): Ach Elslein
Veljo Tormis (1930): Kullervo’s Message
Anonymus: Der Pfarrer von St. Veit
Michael Praetorius (1572–1621): Herzlich tut mich erfreuen
Morton Feldman (1926–1987): Only
Caspar Othmayr (1515–1553): Der Mon, der steht am höchsten
Sylvano Bussotti (*1931): Lachrimae (1978)
Jacobus Gallus (1550–1591): En ego campana
John Cage (1912–1992): Story (1940)
Orlando di Lasso (1532?–1594): Allala pia calia
Biografien
Das Ensemble Stimmwerck wurde 2001 in München gegründet. Mit den beiden Tenören Gerhard Hölzle und Klaus Wenk, dem Bassbariton Marcus Schmidl und dem Kontratenor Franz Vitzthum haben sich gefragte Spezialisten des Ensemblegesangs zusammengefunden.
Der Name „Stimmwerck“ entstammt dem Lehrwerk „Syntagma Musicum“ von Michael Praetorius und bezeichnet eine Gruppe gleicher Instrumente oder auch das, was wir heute einen „Akkord“ nennen.
Vor allem die Renaissance mit ihrem schier unerschöpflichen Reichtum an Vokalmusik liegt Stimmwerck am Herzen. Intensiver Austausch mit den Musikwissenschaften und rege Forschungsarbeit in Archiven sind für das Quartett selbstverständliche Basis künstlerischen Schaffens.
Zahlreiche Ersteinspielungen von Komponisten – und Codexportaits finden sich in der vielfältigen und von der Presse hochgelobten Diskographie des Ensembles. Zuletzt ist „Flos virginum“ erschienen, eine CD mit geistlicher Musik der „Trienter Codices“.
Stimmwerck gibt Konzerte im In- und Ausland und war zu Gast bei renommierten Festivals wie „Laus Polyphoniae Antwerpen“, den „Niedersächsischen Musiktagen“, dem „Bachfest Leipzig“, den „Resonanzen Wien“, beim „Güldenen Herbst Thüringen“ und der „Abendmusik Innsbruck“.
Seit 2005 veranstaltet das Ensemble die sogenannten „Stimmwercktage“ auf dem Adlersberg bei Regensburg. Dort steht das vokale Werk eines ausgewählten Renaissancekomponisten oder ein Codex im Mittelpunkt. Ab 2011 trat zu den drei Konzerten erstmals eine „Stimm-Werckstatt“ hinzu, die dem Zuhörer in Praxis und Theorie die Welt der vokalen Renaissancepolyphonie näherbringen möchte.
Franz Vitzthum, geboren in der Oberpfalz, erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen. Sein Gesangsstudium absolvierte er 2007 bei Kai Wessel an der Musikhochschule Köln. Schon während seiner Ausbildung erhielt er zahlreiche Preise und Stipendien. Die Presse lobt Franz Vitzthums Stimme als intonationssicheren, linear geführten Countertenor, der mühelos in die Mezzolage reicht und durch außergewöhnliche Klangschönheit überzeugt.
Mittlerweile folgten Einladungen zu Solo-Abenden beim Rheingau Musik Festival, den Händel-Festspielen in Halle, Karlsruhe und Göttingen, zu La Folle Journée in Nantes und dem Bach Festival Philadelpia. Er arbeitete u. a. mit den Dirigenten Nicolas McGegan, Andrew Parrott, Hermann Max, Peter Neumann und Christoph Poppen zusammen. Desweiteren hat er bei diversen Opern- und Oratorienproduktionen mitgewirkt, u. a. bei Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (Glanert), Jephta und Solomon (Händel), Orfeo (Gluck) und Orlando generoso (Steffani) und zuletzt in Spartaco (Porsile) an der Winteroper in Schwetzingen.
Franz Vitzthum ist auch vielgefragter Kammermusikpartner. So konzertiert er regelmäßig mit dem Lautenisten Julian Behr und dem Basler Ensemble Capricornus und singt mit dem von ihm gegründeten Vokalensemble Stimmwerck.
Diese vielseitige Tätigkeit spiegelt sich in seiner Diskographie wider, die laufend erweitert wird. Nach seiner Debüt-CD Ich will in Friede fahren mit dem Gambenconsort Les Escapades hat Franz Vitzthum 2011 unter dem Titel Himmels-Lieder eine weitere Solo-CD für das Label Christophorus aufgenommen.
Weitere Informationen: www.franzvitzthum.de/
Klaus Wenk wurde in Regensburg geboren und erhielt seine erste musikalische Ausbildung am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen. Während seines Studiums der Musik- und Theaterwissenschaften an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität bekam er 1993 das Angebot, Mitglied des damals bereits aufstrebenden Vokalsextetts Singer Pur zu werden, mit dem er seitdem auf eine internationale Konzerttätigkeit und preisgekrönte CD-Produktionen zurückblicken kann.
Er ist Verfasser kritischer Beiträge zur Praxis des Ensemblegesangs und war langjähriger Juror beim internationalen Vokalensemble-Wettbewerb in Tampere/Finnland. Seinem großen Interesse an der Vokalmusik des Mittelalters, der Renaissance und der Moderne versucht er in Form unterschiedlichster vokal-experimenteller Projekte und Formationen nachzugehen (u. a. Stimmwerck; Parkdeck; The Sound and the Fury; The Drake’s Progress).
An der Regensburger „Hochschule für kath. Kirchenmusik und Musikpädagogik“ unterrichtet er das Fach „Vokale Kammermusik“. Zuweilen feilt er an seinem bislang unveröffentlichten „Handbuch für das professionelle Vokalensemble“.
Mit seiner Frau und seinen drei Söhnen lebt er im bayerischen Vorwald.
Der 1960 in Kempten geborene Tenor war Privatschüler von Florian Mayr, Ingrid Bettag und James Taylor.
Solistische Aufritte fanden bislang vor allem im bayerischen Raum statt. Gerhard Hölzle singt in professionellen Formationen, am liebsten aber im Ensemble Stimmwerck. Mit diesen Ensembles war und ist er als freischaffender Konzertsänger auch an CD-Produktionen beteiligt.
Der promovierte Germanist und Kirchengeschichtler veröffentlicht(e) literatur- und kirchenhistorische Arbeiten in Zeitschriften, Monographien und im Rundfunk.
Wie so oft, ist über das Leben des Musikers Marcus Schmidl (Schmidt, Schmitt, Schmild, Schnidl, Achmidel) kaum etwas bekannt. Die Musikwissenschaft stützt sich auf einige wenige Dokumente, die etwas Licht ins Dunkel seines Lebens bringen.
Anhand eines kürzlich gefundenen anonymen Portraits mit einer genauen Altersangabe lässt sich jedoch als Geburtsjahr das Jahr 70/71 des letzten Jahrhunderts ermitteln. Allein die Tatsache der Existenz eines solchen Bildes weist schon darauf hin, dass seine musikalischen Fähigkeiten von verschiedensten Seiten recht hoch geschätzt gewesen sein mussten. Aus Immatrikulationsdokumenten, vor allem aus Regensburg und München, die ihn manchmal auch als „Marco Leone Profondo“ führen, geht hervor, dass er seine ersten Unterweisungen als Knabenstimme an der Kathedrale in Regensburg unter dem damaligen Kapellmeister Ratzinger genossen haben muss. Danach taucht er erst wieder als Student der Musikwissenschaft an der Universität Regensburg auf, ehe er ab September 96 für fünf Jahre an der Musikhochschule in München als Gesangsstudent geführt wird. Auch vom Dom der bayrischen Landeshauptstadt sind Gehaltsverzeichnisse vorhanden, in denen er in unregelmäßigen Abständen immer wieder auftaucht.
Inzwischen muss er – was zahlreiche, zum Teil silbrig runde, Tondokumente in verschiedensten Archiven belegen – als Unterstimme diverser Vokalensembles ziemliches Aufsehen erregt haben. Einige Zeichnungen sowie eine Hand voll überlieferter – leider recht unleserlicher – Bearbeitungen damals populärer Lieder zeugen von einer vielseitigen Begabung.